GEDANKEN ZWISCHEN ZWEI RÄUMEN

Villa Renata, Basel, 2014

Im Eingang der stumme Hund. In der Nähe entdeckt man das kleine Pferdchen, die Treppengeländer-Gallionsfigur. Anna Rudolf möchte durch die Ausstellung führen, indem sie von einer Arbeit auf eine andere im nächsten Raum verweist. Die Werke folgen so zwischen den Räumen aber auch in sich einer Logik, die entdeckt werden will.

Eine Fotografie wird zum Beispiel zuerst als Zeichnung gesehen, als Kohlezeichnung oder dunkle Bleistiftzeichnung. Im Nebenraum auf der anderen Seite der Wand findet sich die Schwarzweisskopie dieser Fotografie und nimmt derart Bezug auf das Original.

Die Tusche-Zeichnungen der Künstlerin zeigen Begegnungen von Mensch und Tier, kleine Geschichten zwischen Wesen, die zum Teil anrührend, zum Teil abtrünnig wirken, in jedem Fall aber sofort die erzählerische Interpretation auslösen. Die Künstlerin wählt Tiere als Figuranten. In ihnen erkennt sie etwas Unschuldiges. Sie stehen ausserhalb unserer menschlichen moralischen Wertung.

Dann wieder gibt es die Bleistiftzeichnungen ohne figürliche Assoziation. Hier geht es um die Linie selber, um die Spuren verschiedener Bleistifte auf dem weissen Papier und um die erzeugten Zwischenräume. In der Nachbarschaft befinden sich Schwarzweiss-Fotografien von weissen Felsen im Meer, die Horizontlinie ist gebogen.

In den Farbfotografien geht es um die Beziehung zwischen Busch und Baumstamm, um das Licht einer Laterne, die nachts den Laternenpfahl erhellt, oder um die Zeit, die sichtbar wird, wenn ein Bus aus dem Regen fährt und auf der nassen Strasse ein helles trockenes Rechteck hinterlässt. Oft erzählen Anna Rudolfs Fotografien auch rhythmisch, denn sie enthalten gerne sich wiederholende, strukturierende geometrische Elemente – die weisse Strassenmarkierung, der Plattenboden mit den versetzten Quadraten, deren Ordnung von einem schräg hineingelegten Teppich gestört wird - so dass die im Grunde stillen Momente gleichwohl eine leise dynamische Untermalung erhalten, nicht selten auch humorvoll interpretierbar.